Der Serpent - Ein uraltes Blasinstrument neu entdeckt
Aus: Blasmusikrubrik im Bieler Tagblatt
 
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Von der tönenden Schlange

Erobert das uralte Blasinstrument, der Serpent, auch bald die Seeländer-Blasmusik-Szene? -


Hans Rudolf Ischer aus Jens ist fasziniert vom ganz besonderen, dunklen, man könnte auch sagen, etwas melancholischen Klang und Timbre seines geliebten Instrumentes, dem Serpent. Er ist einer der wenigen wenn nicht überhaupt der einzige Seeländer, der den schlangenförmigen Bass-Zink – wie der Serpent auch genannt wird - leidenschaftlich bläst. Der Posaunenlehrer Anton Muggli hat ihm die nötigsten Grundlagen und Blastechniken kurz beigebracht. Übrigens – jeder Blechblasbläser oder –lehrer ist in der Lage, das aparte Blasinstrument zu spielen, sind Mundstück und Ansatz doch gleich wie bei der Trompete, der Posaune, dem Euphonium usw.

Der Serpent wurde wahrscheinlich im 16. Jahrhundert in Frankreich entwickelt und dort zunächst zur Stützung der tiefen Stimmen im Kirchengesang eingesetzt. Gebaut wurde er meistens aus Holz und mit Leder überzogen. Er verbreitete sich im 17. Jahrhundert nur langsam, behauptete sich aber bis weit ins 19. Jahrhindert hinein. Abgelöst wurde er anschliessend durch modernere Blechblasinstrumente. Eingesetzt wurde er auch in Militärkapellen – sogar hoch zu Pferd – und in einigen englischen Kirchenensembles. – Heute wird der Seprent vor allem in Frankreich, England und den USA bei klassischer Musik und auch im Jazz eingesetzt.

Angeregt durch den weltbekannten Tuba- und Serpentspieler Michel Godard aus Frankreich und im Auftrag der „Cité de la Musique Paris“ wurde, basierend auf einer Sammlung des Musikinstrumentenmuseums Basel und schliesslich dem Objekt E 2204 (anonyme Herkunft) des „Musée de la Musique Paris“ ein Faksimile entwickelt und hergestellt. Nach mehrjähriger, intensiver Forschung entwickelten und bauten Matthias Wetter und Stephan Berger diesen Nachbau in Begleitung von Michel Godard für die klangliche Optimierung. Der nachgebaute Serpent in C wurde erstmals Ende März im „Café du Soleil“ in Saignelégier unter Mitwirkung von Michel Godard den Medien und einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. – Vielleicht findet der Serpent auch im seeländischen blasmusikalischen Umfeld bald seine Liebhaber: er eignet sich beispielsweise vorzüglich für kleinere Formationen, wo sein unverkennbares, apartes Timbre besonders gut zur Geltung kommen kann.

Walter Winkler