In der Geschichte hatten Jahrhundertwechsel schon immer etwas Mystisches und Unergründbares. Vor allem waren diese Übergänge vom einen Jahrhundert ins andere immer von tiefgreifenden Aenderungen geprägt. Für die einen Menschen waren diese Veränderungen zum Teil beängstigend, für die anderen verlockend. Nicht selten waren die Schritte in eine neue Zeit von heftigen äusseren politischen und gesellschaftlichen Erschütterungen begleitet: nicht immer brachten neue Ideen allen Menschen Segen. Wer sich an der Schwelle zum letzten Jahrhundert beispielsweise nicht an die industrielle Automation anpassen konnte, war schon ein wenig verloren. Es gabe Menschen, die zu fortschrittlich dachten und solche, die am liebsten das Rad der Geschichte anhalten wollten: Verunsicherungen, soziale Spannungen waren die Folge.

Dieses Umfeld der Veränderungen und Wandlung der Werte wird nicht zuletzt auch sehr schön in Gotthelfs Roman „D Chäserei i der Vehfreud" beschrieben. Es war damals eine neue Zeit, die begonnen hat, eine neue wirtschaftliche Situation, welche die Bewohner des Dorfes Vehfreud im Jahre 1848 vor etliche Probleme stellte. Und, vergessen wir den historischen Hintergrund der Geschichte nicht: es war die Zeit der Kämpfe um die Neugestaltung der Schweiz, die eben im Jahre 1848 zur ersten Bundesverfassung führte.

Wir meinen, heute auch eine ähnliche Situation vor uns zu haben, wie damals die Leute damals vom Bauerndorf Vehfreud. Aus dieses Sicht ist unser Stück aktueller denn je, und dies umso mehr, als wir nicht nur einen Jahrhundert-, sondern einen Jahrtausenwechsel zu bewältigen haben. Gotthelfs schwankhaftes Volksbuch ist ein „von tiefer Weisheit eingegebenes, heiteres Gleichnis der Schweiz" und ein lebendiger, liebevoll-ironischer Spass - nicht nur für Eidgenossen.

HP. Burri, Port