| Sankt Nikolaus (3) |
 Als
wieder eine grosse Hungersnot herrschte und in Myra bereits die ersten
Toten zu beklagen waren, legten eines Tages drei Schiffe des römischen
Kaisers im Hafen vor Anker. Sie waren mit Getreide aus Aegypten beladen.
Nikolaus sorgte dafür, dass die wertvolle Ladung sogleich an die
Hungernden verteilt wurde, obwohl er dies eigentlich nicht hätte
veranlassen dürfen. Um sein Handeln zu rechtfertigen, fuhr er selbst zu
Kaiser Konstantin nach Konstantinopel. Auf der Überfahrt brach ein
schrecklicher Sturm aus. Als er am schlimmsten wütete, begab sich
Nikolaus auf das schwankende Deck und gebot den Winden, sich zu
besänftigen. Bald darauf verging das Brausen und die Wellen verloren
ihre stärkste Wucht. -
Kaiser Konstantin fand in Nikolaus einen aufrichtigen Menschen, dem er vertrauen konnte und für dessen Handeln er Verständnis aufbringen konnte: "...Nikolaus, Dir glaube ich aufs Wort! Du bist kein Höfling, der schmeicheln will. Solche Männer sind mir lieb!...." - Diese Begegnung mit Kaiser Konstantin hatte zur Folge, dass Nikolaus auch am Konzil zu Nicäa teilnehmen konnte. Ihm ist es zum Teil auch zu verdanken, dass die Christenheit in den finsteren Nächten des Jahres Christi Geburt feiert: "Wir feiern in der Christenheit jedes Jahr am 6. Januar die Taufe unseres Herrn im Jordan. Das ist und bleibt ein hohes Fest. Wir könnten in der Christenheit aber auch den Tag feiern, wo das Jesuskind auf Erden geboren wurde. Das Evangelium von Lukas schildert es uns als ein Hirtenkind - und Matthäus erzählt von ihm als einem Königskind", so sprach Nikolaus. Der Kaiser sprach: "Nehmt diesen schönen Gedanken von Nikolaus aus Myra mit euch. Wer die Erdengeburt des Kindes feiern will, soll es fortan in diesen finsteren Tagen des Jahres tun." - Schon im selben Jahr gegen Ende Dezember feierte Nikolaus in der Kirche von Myra als einer der ersten die Weihenächte. Er liess auf einem Altare eine Lukaskrippe mit den Hirten aufstellen und auf einem anderen Altare die Matthäuskrippe mit den Königen aus dem Morgenland. Nach und nach haben auch andere Kirchen mitgefeiert, und so ist Weihnachten in die Christenheit eingezogen. Bis zum heutigen Tag ist Nikolaus der Vorverkünder des Weihnachtsfestes. - Nikolaus musste wie alle Menschen daran denken, dass er einmal von dieser Erde scheiden müsse. Er überlegte: "Wer wird nach mir all die Armen und Kinder beschenken?" - Auf einen bestimmten Tag hin lud er Pico und andere Freunde zu sich ein. Er sprach zu ihnen: "Meine Lebenszeit wird bald vollendet sein. Ich weiss es. Ich gehe in ein anderes Leben. Noch aber habe ich eine irdische Sorge. Wer wird fürderhin in der Stadt Myra die Armen und die Kinder beschenken?" - Wie aus einem Munde kam die Antwort: "Wir, Deine Freunde, werden es tun!" Nikolaus sprach weiter: "Überall in der Welt sollten Menschen solches tun, nicht nur in der Stadt Myra!" - Ein paar Tage später verliess friedlich Nikolaus Seele den Leib. - Auf einer Grabplatte in der Kirche zu Myra war noch lange Zeit zu lesen: NIKOLAUS, FREUND DER KINDER, HELFER DER ARMEN, BESCHÜTZER DER VERFOLGTEN, RETTER AUS STURMESNOT. |