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Das manichäische Prinzip
Dem Kampf zwischen Licht und Finsternis in der Zauberflöte liegt möglicherweise die uralte Legende des Manichäismus...."eine grosse kosmische Legende" zu Grunde. Ich habe sie auszugsweise dem Werk von Rudolf Steiner "Die Tempellegende und die Goldene Legende" (ISBN 3-7274-0930--4) entnommen, wo der Verfasser sich auch intensiv mit der Freimaurerei befasst. Im Lexikon der Büchergilde steht unter dem "Manichäismus" folgendes: "Auf den Perser Mani (215-273) zurückgehende religiöse (z.T. auch christliche) Lehre, die sich im Westen bis nach Spanien und Südfrankreich und im Osten sogar bis nach China verbrietete. Sie lehrt den Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Gut und Böse; von gnostischen, zarathustrischen und anderen Einflüssen durchsetzt." - Im Gegensatz zum Kirchenvater Augustinus und dem Reformator Martin Luther, die beide auf eine Verdrängung und Vernichtung des sog. Bösen tendieren, tritt der Manichäismus mit den dunklen Mächten in einen Dialog, so, wie es im Urfaust und im Faust von J. W. Goethe geschieht. Möglicherweise kann man diesen Gedanken bis zu Freud und C.G. Jung verlängern, indem in der Psychoanalyse versucht wird, den "Schatten", das "Dunkle" und "Unbekannte", auf positive Art und Weise in die Seele, ins Leben zu integrieren. (Walter Winkler)     
"Eine grosse, kosmische Legende" wird bei Eugen Heinrich Schmitt wie folgt wiedergegeben: 

Während die Mächte der Finsternis in wilder Wut einander verfolgten und auffrassen, gelangten sie einst bis an die Grenze ihres Gebietes. Hier erblickten sie einige Strahlen des Lichtreiches und wurden von dem herrlichen Anblick so bezaubert, dass sie ihre Zwistigkeiten untereinander aufzugeben beschlossen und darüber berieten, was zu tun sei, um sich des ihnen zum ersten Male erschienen Gutes zu bemächtigen, von dem sie früher gar keinen Begriff hatten. Ihre Begierde darnach war so gross, dass sie sich, so viel ihrer waren, zum Angriff rüsteten. 

Als der Vater des Lichtes gewahrte, dass die Finsternis gegen seine heilige Erde eindringe, liess er eine Kraft von sich ausgehen, welche die Mutter des Lebens heisst und diese ihrerseits erzeugte aus sich den Urmenschen, der angetan mit den fünf reinen Elementen: Licht, Feuer, Wind, Wasser und Erde wie ein gewappneter Held herabstieg und gegen die Finsternis kämpfte. (Manes selbst nannte die von Gott ausgehende Kraft Seele oder Weltseele. Wir erkennen hier wieder dieselbe Gestalt, die bei Bardesanes und anderen Gnostikern als die himmlische Mutter oder als Heiliger Geist erscheint.)

Bei dem Angriff der "Hyle", sagt Alexander von Lycopolis, sei Gott über ihre Bestrafung zu Rate gegangen. Da er aber nichts hatte, womit er sie strafen konnte, weil im Hause Gottes nichts Böses ist (Arie des Sarastro in der Zauberflöte >>> In diesen Heiligen Hallen kennt man die Rache nicht), sandte er eine Kraft aus, dazu bestimmt,......das Reich der Finsternis und des Todes...zu durchdringen,....um es schliesslich dem Lichte zuzuführen. Nicht rohe Gewalt (Unterdrückung, Verdrängung) kann das Finstere besiegen (Augustin, Luther), das Licht muss wie ein Gärstoff, wie der "Sauerteig", das Dunkle durchdringen.

Anmerkung: In der Zauberflöte wird das Lichtreich musikalisch in der C-Dur-Tonart dargestellt; nach früheren Tonart-Bezeichnungen entspricht diese der "Sonne", dem "Licht". Und so gewissermassen zur Auflockerung: Papageno erscheint musikalisch in der beschwingten G-Dur-Tonart, die etwas Leichteres, Folkloristisches an sich hat...Papageono-Arie, vor allem aber auch das Glockenspiel, von dem trotz beschwingter, heiterer G-Dur-Tonart eine Kraft ausgeht, welche die dunklen Mächte zu verzücktem Tanzen bewegt.  

 

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